Das Maibaum Aufstellen in Hillerse

Allgemeiner Aufruhr (1995)

In der irrigen Annahme mal einen guten Beschluss zu fassen, wurde seitens des damaligen Volksfestkomitees und des Gemeinderates Hillerse, das Volksfest vom traditionellen Festplatz "Am Brink" zunächst für ein Jahr, auf den Triftweg und im Jahr danach bis heute, auf den Sportplatz verlegt.
Dies stieß; vor allem bei dem jüngeren Brinkanwohner, im Folgenden Brinker genannt, auf großes Unverständnis. Festplatztradition galt uns schon immer als hohes Gut. Geradezu geheiligt ist das 3malige Hinfallen bis zum eigenen Bett nach Dorffesten. Dies war für die Brinker massiv gefährdet. Angeblich hatten sich Brinker über den Lärm beim Volksfest beschwert. Ging ja gar nicht, erstens haben sie ihn selbst beim Volksfest verursacht und zweitens waren sie höchstwahrscheinlich eh zu voll um ihn zu hören. Also, in unseren Augen war die o.a. Entscheidung höchst ärgerlich.
Ferner kam hinzu, dass der gemeine Hillerser Bewohner, im Folgenden Hillerser genannt, schon in Sachen Osterfeuer einen Frontalangriff auf die Toleranz bezüglich seiner Flexibilität bei Dorffestplätzen hinnehmen musste. Dies wurde in den vergangenen 30 Jahren bereits dreimal verlegt. Da der gemeine Hillerser wie bereits oben schon erwähnt nicht gerade flexibel in Sachen Festplatzverlegung ist, ergaben sich dadurch auch massive Gefahren. Man erreichte vielleicht noch das Fest, aber man dachte am Ende der Veranstaltung, nach einigen Bieren, dass man noch an einem der älteren Osterfeuerorte sei. So kam es, dass manch ein Hillerser etwas länger bis nach Hause brauchte. Ja ich weiß, bei manch einem Hillerser, den man täglich im Dorf sieht, kann man immer noch denken, dass er immer noch auf dem Weg vom Osterfeuer nach Hause oder dahin ist, je nach dem. Hier wäre allerdings das Jahr interessant, in dem er losgegangen ist.

Idee(n) und Mitstreiter

Diese Überschrift scheint in Sachen Quantität massiv übertrieben zu sein, da die einzige Idee der stark verärgerten Brinkjugend, das Aufstellen eines Maibaums war. Aber nachdem es von einer starken Mehrheit aller Brinker beschlossen war, wurde diese Idee sofort freudig begrüßt und gebührend gefeiert, um sie abzusegnen.
Naja, auf jeden Fall sei hier noch die Mehrheit dieser mutigen Brinker abschließend beschrieben, die diese geniale Idee hatten. Der erste und auch der eigentliche Ideengeber, ist der Sohn der traditionellen Gastwirtsfamilie vom Brink, der zweite, ein Landwirtsspross vom Brink, wohnt umme Kurve bei den vielen Eichen und der dritte war der Schreiber dieser Zeilen. Hmh, waren wohl doch nur drei, aber wir waren immerhin mehrheitlich anwesend. Von daher, eigentlich ne Mehrheit.
Hinzu kamen noch zwei weitere Mitstreiter aus dem Dorf, also Hillerser. Der eine hätte durch die Verlegung des Volksfestes zum Sportplatz locker 60 Meter bis nach Hause gespart, also wäre nur zweimal hingefallen, aber da er als Landwirtsspross von vornherein gegen so ziemlich alles ist was von der EU an Vorgaben kommt, war er sofort auf unserer Seite. Er glaubt allerdings bis heute, dass es eine EU-Vorgabe war das Volksfest auf den Sportplatz zu verlegen. Ja , ich weiss, ziemlich fies von uns, aber hier bedienten wir uns eines beliebten politischen Mittels, der qualifizierten Andersdeutung von Wahrheiten.
Der andere Hillerser war sein Schwager, der gerade von der Bundeswehr weg war und eh nicht wusste, was er mit sich anfangen sollte. Diese fünf waren die Initiatoren des ersten Maibaumaufstellens.

Der erste Baum

Dieser Abschnitt ist schnell erzählt. Mit dem Trecker vom Landwirt (Hillerser) haben wir aus dem Wald vom Landwirt (Brinker) eine frische Birke geholt. Nachdem wir das OK, von der Gemeinde hatten, gruben wir auf dem Brink, ziemlich mittig, ein Loch, stellten die Birke rein und machten das, was wir damals noch mit am Besten konnten. Vier Kisten Bier austrinken. Es kamen sogar ein paar Leute vorbei, weniger vom Baum als vom Bier angelockt, weil es ja Brinker und Hillerser waren, aber immerhin.
Das Ende der ersten Veranstaltung hat der Schreiber dieser Zeilen allerdings leicht verpennt.
Weil er an diesem Tag Geburtstag hat, (ja und witziger Weise auch an den folgenden 19 Baumaufstellereien), wollte er noch schnell seine Gäste vertreiben, um weiter mitzufeiern. Wie allerdings oben beschrieben, hatten wir nur vier Kisten Bier und so wurde das erste Maibaum Aufstellen im Keller beim Geburtstagskind beendet. Natürlich wieder mit einer Ideen EXPLOSION.

Neuer Mitstreiter und der zweite Baum

Die oben beschriebene Ideen Explosion entfaltete (warum schreibt man das eigentlich nicht mit zwei L?, ist mir irgendwie entfallen…) sich schlagartig. Ein neuer Mitstreiter und eine Veränderung des Festablaufes sollten es sein. Wir beschlossen erstmalig Bratwurst und Krakauer anzubieten. Als neue Idee für uns, war das so ähnlich, wie die Entdeckung des Feuers. Man muss hier bedenken, dass unsere Frauen bis dahin noch nicht aktiv mitwirkten.
Der neue Mitstreiter war ein katholischer Bänker aus dem Moorgarten, der erstmalig Struktur in unsere nicht vorhandenen Finanzen brachte. Er trank allerdings Bier.

Bei dem zweiten Baum Aufstellen waren Trecker- und Baumspender die gleichen. Wir kauften 20 Kisten Bier und verkauften diese vom 8-Tonner Gummiwagen. 100 Bratwürste und 50 Krakauer waren nach ca. 20 Minuten vergriffen. Scheisse, mit so einem Erfolg hatten wir niemals gerechnet. Das Bier war auch schnell weg und der Schreiber lud diesmal erst gar keine Gäste ein. Kamen ja eh alle zum Brink. Es waren wirklich viele Brinker und ein paar Hillerser da. Dazu kam, dass einige, die noch von diversen Osterfeuern durchs Dorf irrten, endlich wieder eine Festplatzheimat gefunden hatten. Ja so ein Fest lockt irgendwann auch den verirrtesten Sohn wieder an. Da wir ihnen versprechen mussten, den Maibaum nächsten Jahr wieder Aufzustellen, um sie nicht wieder in eine Festplatz-Odyssee zu schicken, war auch der dritte Maibaum beschlossene Sache.

Der dritte Baum

Kurz und bündig. Für den dritten Maibaum kamen nochmals 4 neue Mitstreiter hinzu. Der lange Kerl von der ehemaligen Spargelfabrik, der egal von, nur einmal nach Hause hinfallen musste, der Bruder vom Bänker und ein Anwohner der Kurzen Straße (letztes Haus rechts in Richtung Eichenkamp), der älteste Sohn vom damaligen Schlachter. Der Fehler mit den Bratwürsten sollte uns diesmal nicht passieren. Alles ging gut. Wir hatten sogar erstmalig ein Zelt aus Leiferde ausgeliehen.

Alles weitere bis heute

Man könnte noch tonnen- und seitenweise Geschichten erzählen. Jeder aus der Maibaumgemeinschaft sei aufgefordert diese Zeilen mit Geschichten zu ergänzen. Gemeinschaftliches Schreiben halt. Zusammengefasst können wir sagen, dass wir bis heute den Baum immer mit viel Freude und Engagement aufgestellt haben. In der Zeit von 1996 bis heute, hat die Maibaumgemeinschaft Hillerse über 5000€ aus den erzielten Einnahmen für gemeinnützige Zwecke, oder einfach nur für die Hillerser Kinder in Form von Eis, Süßigkeiten oder T-Shirts gespendet.
Der Baum hatte in der Zeit immer eine Länge zwischen 17 und 20 Metern. Gespendet haben die Bäume Heinrich Blickwede, Jochen Blickwede, Elisabeth Müggenburg und die Forstinteressentengemeinschaft Hillerse.
Der Baum wird seit 12 Jahren verlost. Auch der Erlös des Losverkaufes wird natürlich gespendet. Auslieferung erfolgt im Ganzen oder bis zu 33 cm Stücken. Gehackt wird er nicht. Anlieferung kostet ein kleines Grillerchen. Alle Gewinner haben bisher eine riesige Gaudi daraus gemacht. Seit ein Ostfriese den Baum gewann, und wir ihn auch wirklich mit allem drum und dran hingeliefert und dort wieder aufgestellt haben, haben wir einen kleinen Entfernungsvorbehalt vorgesehen. (allein bei den diversen Auslieferungen kann man einige Geschichten erzählen). Übrigens wurde uns ein Maibaum mal geklaut. Allerdings hatten wir ihn schon verlost. Die Leid tragenden wohnen im letzten Haus in der Kurzen Straße in Richtung Eichenkamp rechts.
Zu allen Baumaufstellaktionen gilt ein riesen großer Dank natürlich unseren Frauen, die den Kranz schmücken und Sekt und Maibowle verkaufen. Für das 20jährige haben sie einen erheblichen Anteil an der Planung gehabt.
Heißen Dank!

Danke sagen möchte ich vor allem der Gemeinde Hillerse, die unser Vorhaben seit 20 Jahren vorbildlich unterstützt, den bisherigen o.a. Baumspendern, der Fa. Carsten Schmidt, für den Kran, Jochen Blickwede für das zur Verfügung stellen der Halle zum 10 und 20 jährigen Jubiläum und zu guter Letzt, dem Feuerwehrmusikzug Hillerse, der es sich nicht nehmen lässt jedes Jahr zum Aufstellen des Baumes zu spielen.

Alle Mitstreiter bisher:

Martin Thielhorn, Jochen Blickwede, Arne Müggenburg, Axel Busse, Kai Franke, Matthias Oelmann, Thomas Tusche, Carsten Tusche, Michael Franke, Martin Bögeholz, Sven Winter, Karl-Heinz Rieder, Andre Wessels, Maik Mischak, Jan-Oliver Lanko, Dominik Schulze, Nico Franke, Jörn Wesche, Garlef Kalberlah, Hannes Kalberlah, Phillip Homann, Gerrit Homann, Axel Tietge.

Ein Anfang ist gemacht

Danke fürs Lesen und für eine konstruktive Kritik. Bitte fortsetzen und ergänzen.

A.M.

P.S.: Bisher ist es noch niemandem gelungen, außer unseren Mitgliedern, sich unseren Namen richtig zu merken. Von Maibaumkomittee (das absolut schlimmste bisher) bis Maibaumgesellschaft und Maibaum-Club war schon ziemlich viel dabei.

P.P.S.: Schreibt man "Maibaum Aufstellen" oder "Maibaumaufstellen"?
Am Besten "das Aufstellen des Maibaums", hört sich aber doof an.

Quelle: A. Müggenburg vom 28.04.2015